Die Ratsfraktionen und Einzelratsmitglieder des Lübbecker Stadtrates, die die Stellungnahme zur Augurzky-Empfehlung veröffentlicht haben, äußern sich verwundert zu den Reaktionen darauf:
Die verrohte Gesprächskultur, die der Philosoph Arnd Pollmann im Deutschlandfunk treffend skizzierte, wird scheinbar auch in der Kommunalpolitik zunehmend salonfähig. Wie sonst sind die Reaktionen aus Bad Oeynhausen, hier insbesondere die des Fraktionsvorsitzenden der CDU, auf die sachliche Darstellung aus Lübbecke zu verstehen? Möglichst laut und vernehmlich poltern, um die eigenen „Spielfiguren“ vom Feld zu nehmen? Dieses Verhalten ist nicht neu und ringt den Mandatsträgern aus Lübbecke sogar Verständnis ab. Ähnliche Reaktionen gab es bedingt durch Verlustängste anfangs in Lübbecke, dann in Rahden und auch in Espelkamp, dort im Rahmen der Grundstücksdiskussion.
Doch was ist der Lübbecker Stellungnahme nun wirklich zu entnehmen, wenn man die voreilige Entrüstung hat verrauchen lassen? Alternative Denkweisen, die in der besonderen und dramatischen Situation der Mühlenkreiskliniken angezeigt, ja sogar gefordert sind. In der Dramatik der Lage darf und muss alles gedacht und gesagt werden, es darf nicht mehr um die Befriedigung von Befindlichkeiten gehen.
Was ist noch zu entnehmen? Die Wahrnehmung der Verantwortung für die jetzige und zukünftige finanzielle Situation der Kommunen unseres Kreises und letztlich auch für die finanzielle Situation des Kreises an sich. Der Altkreis kann mit der Wegnahme der Urologie und eventuell auch der Psychiatrie und damit die Reduzierung auf ein Haus der Grundversorgung nicht zufrieden sein. Kurzum wird gesagt, dass man nicht in ein neues Krankenhaus in Espelkamp investieren sollte, wenn dieses Haus entsprechend der Prognosen nicht zukunftsfähig ist und schon mit der Inbetriebnahme am Nabel des Klinikums in Minden hängt. Und diese Auffassung ist inzwischen weit davon entfernt, dass sich Einzelne vielleicht noch immer gern an das Lübbecker Krankenhaus ketten würden, um dessen Bestand zu sichern. Nein, darum geht es nicht, schon längst nicht mehr. Es geht um die sinnvolle Konzentration der Mittel, der Ausstattung, des Personals und der Möglichkeiten für eine zukunftssichere Aufstellung unserer Gesundheitsversorgung. Der Status Quo ist nachweislich nicht zu halten. Dem Lübbecker Stadtrat ist das klar, auch wenn der eigene Bürgermeister ihm für die abgegebene Stellungnahme eine für ihn unverständliche Abseitsposition attestiert. Selbst er wird mit der Annahme zitiert, dass kleinere Krankenhäuser problematisch seien.
„Gemeinsames Handeln scheint jetzt unmöglich“, „Porzellan wurde zerschlagen“, „unverschämte Stellungnahme“ – warum diese Formulierungen, die den Lübbecker Rat in dieser Art und Weise doch verwundern? Weil die Verfasser der Stellungnahme es wagen, die Kurstadt in das Einsparpotential und die effektive Ausrichtung mit einzubeziehen? Es mag gute Argumente für den Erhalt der Auguste-Viktoria-Klinik und auch für die weiteren Investitionen geben, aber diese müssen dann auch konstruktiv allen anderen Kommunen nachvollziehbar gemacht werden. Die vermeintlich einmalige Chance auf ein neues Krankenhaus, oder ein guter, renommierter Name einer Klinik reichen als Argumente dafür nicht aus. Gegenseitiger Respekt und gegenseitiges Verständnis tragen aus Sicht der Lübbecker Ratsfraktionen mehr zum lösungsorientierten Prozess bei als emotionale Ausbrüche.